Elizabeth May ist seit 2006 Vorsitzende der Grünen Partei in Kanada. Seit Jahrzehnten ist die 65-Jährige im Umweltschutz aktiv, sie sei 2010 vom Magazin "Newsweek" sogar zu einer der einflussreichsten Frauen weltweit gekürt worden, schreibt sie auf ihrer Homepage. Zurzeit bemüht sie sich um den Wiedereinzug ins kanadische Parlament, das am 21. Oktober neu gewählt wird. Nachhaltigkeit, das ist ihr Thema.
Jetzt muss sich die Politikerin in kanadischen Medien mit dem Vorwurf auseinandersetzen, zugunsten einer höheren Glaubwürdigkeit in Sachen Umweltschutz ein Foto manipuliert zu haben. Es geht um eine Aufnahme aus dem vergangenen Jahr. Auf dieser steht May nach eigenen Angaben in der kanadischen Kleinstadt Sidney, offenbar auf einem Marktplatz. Sie lächelt in die Kamera. In den Händen hält sie einen Einweg-Pappbecher. Das Bild wurde von ihrer Partei veröffentlicht und unter anderem seit Juni für eine Kampagnenseite verwendet. Das geht aus den archivierten Seiten der Grünen hervor. So weit, so normal, auch wenn manch einer Kritik an der Verwendung von Wegwerfbechern durch eine Grünen-Politikerin üben mag.
Pikant wird die Angelegenheit durch etwas anderes: Ihre Partei hat das Foto auf der Kampagnenseite klammheimlich ausgetauscht. Es zeigt nun, immer noch: Elizabath May, in der kanadischen Kleinstadt Sidney, offenbar auf einem Marktplatz, in den Händen hält sie einen Kaffeebecher. Das gleiche Foto, es wurde allerdings manipuliert. Der Becher ist nun nicht mehr aus Pappe, sondern ein wiederverwendbares Exemplar aus Plastik mit aufgedrucktem Parteilogo und einem Metallstrohhalm.
Wurde Greenwashing betrieben? May räumte die Manipulation ein, nachdem kanadische Medien über die Veränderung des Bechers berichtet haben. "Ich war völlig geschockt, als ich herausgefunden habe, dass die Partei das Foto gephotoshopped hat", erklärte die Abgeordnete in einem Statement. Sie sei in ihrem Alltag stets darum bemüht, Einwegprodukte zu vermeiden, insbesondere jene aus Plastik. "Ich trinke niemals Wasser aus Plastikflaschen, ich nehme immer meinen wiederverwendbaren Kaffeebecher", rechtfertigte sie sich. "Ich hoffe, dass die Menschen trotz des Fehltritts eines wohlmeinenden Parteikollegen glauben, dass ich auf dem Originalfoto nichts zu verbergen hatte", wies sie den Vorwurf einer bewussten Manipulation zugunsten eines besseren Umweltschutz-Images zurück. Der Pappbecher sei kompostierbar gewesen.
Und May nimmt die Sache offenbar mit Humor. Im britischen "Guardian" fragt sie: "Wenn schon mit Photoshop gearbeitet wurde, hätte man dann nicht etwas mit meinem Gesicht machen und mich jünger aussehen lassen können?"
Quellen: Statement Elizabeth May, elizabethmay.ca, "National Post", Green Party, Green Party auf "archive.org", "Guardian"
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